Meine Lebensgeschichte

von

Daria Czarlinska

Liebe Daria, was ist für Dich Leben?

Leben ist Bewegung, nur wer bereit ist sich zu bewegen, kann auch etwas erleben.

Wofür mein Herz schlägt? Mein Herz schlägt warm und stätig für meine Tochter.

Mein zweites Kind ist das Sinnergie-Zentrum – Zentrum für Bewegung, Bewusstsein und Berührung. Mir liegt am Herzen einen Ort zu halten, an dem Menschen sich geborgen fühlen, an dem eine wohlwollende Atmosphäre der Heilung und liebevollen Begegnung stattfindet. Ich selbst biete hier ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung an, bei der Coaching, Yoga und Thai Yoga Massage zusammenfließen. Am liebsten tauche ich mit Menschen in Seminaren und Workshops in tiefe Entfaltungsprozesse ein. Wissensvermittlung, Atem- und Yogaübungen sowie Systemischen Elemente ergänzen sich gegenseitig.

Meinem Herzen zu folgen heißt für mich, nicht immer alles mit dem Kopf zu entscheiden, sondern wirklich meinem Herz bzw. Bauchgefühl zu vertrauen.

„Mutig zu sein. So einige Herzensentscheidungen habe ich nie bereut …“

Mit 17 das Elternhaus verlassen, selbständig eigenen Haushalt geführt, gearbeitet und studiert, studiert und gearbeitet und zwischendurch zum Auftanken immer wieder Yoga und Reisen genossen. Nach klassischem Studium der Politikwissenschaft und Slawistik und angehender Karriere in der Politik, entschieden meinem Herzen zu folgen, mich selbstständig zu machen mit politischer Bildungsarbeit, Yoga und dem Sinnergie! Und mich bewusst für ein Kind entschieden.

Meinen Alltag würde ich als bunt und unalltäglich bezeichnen. Der Klassische Alltag, der sich wirklich ständig wiederholt macht mich sehr müde, ist fast unerträglich. Einer der Gründe, warum es für mich unmöglich war mein Arbeitsleben in einem Büro zu verleben. Ich brauche viel Bewegung, Abwechslung, Freiheit, Veränderung, Wachstum. Klar habe ich meine festen Kurse und Seminarzeiten, das sind meine Konstanten, genau wie meine festen Zeiten mit meiner Tochter. Die Inhalte unserer gemeinsamen Zeit gestalten wir jede Woche neu, so wie es uns gerade gefällt. Wir lieben es neue Dinge, Orte, Spiele, Phantasien zu sammeln und Freunde zu treffen.

Wenn ich nicht unterrichte, wechseln sich Begegnungen mit Kollegen ab mit kontemplativen Stunden mit mir selbst, die ich immer wieder genieße, nachdem ich viel unter Menschen war. Eine Begegnung mit Menschen ist Tanz, Leben, immer wieder Entdecken, Eintauchen, Lernen und vor allem Verbinden! Als Hochsensitiver Mensch aber auch: Anstrengung, Arbeit, viel Input, für das ich Zeit brauche, um es gut zu verdauen. Da hilft mir ganz klar die Devise: Qualität statt Quantität. In der Freizeit bin ich am liebsten in der Natur, beim Paddeln, Lesen, Wandern, Zelten.

Boot am Ufer

Woher nimmst Du Deine Energie?

In Natur, Gartenarbeit, Lernen, Tanzen… verliere ich mich gerne, gleichzeitig gibt es mir Energie.

Damit ich motiviert bin, brauche ich einen hören Sinn, eine Vision von etwas, das größer ist als ich selbst. Die Idee vom Sinnergie, in dem eine wohlwollende Gemeinschaft mit höherem Bewusstsein entsteht und alle voneinander lernen, treibt mich an. Was mich seit meiner frühen Kindheit immer wieder fasziniert, ist die Ergründung und Berührung der Menschlichen Seele. Ich denke das ist die größte Motivation, die mich antreibt und nie loslassen wird. Darüber hinaus interessiert mich die Wechselwirkung von Körper und Geist brennend. Dazu fallen mir zwei Zitate ein: “Sei Du selbst. Alle anderen gibt es schon.”(Oscar Wilde) und “Die Geschichte eines Lebens ist im Körper ebenso enthalten wie im Gehirn.” (Edna O´Brien). Die unstillbare Lust, den Menschen und seine Psyche zu verstehen, kenne ich schon aus Kindertagen. Nicht umsonst verbrachte ich einen großen Teil meiner Freizeit in Bibliotheken, am liebsten zwischen den Psychologie Büchern. Mein aktuelles Leben ist durch einen großen Bruch so geworden, wie es nun ist …

„Mit der Geburt meiner Tochter ist ein Teil von mir gestorben. Das war die Angestellte in mir.“

Boot neben dem Baum

Es ging nicht mehr, also habe ich die Gelegenheit der Elternzeit genutzt mein Leben radikal zu ändern und vollständig in die Selbständigkeit einzutauschen. Mit allem was dazu gehört. So wuchs meine intensive Tätigkeit als Yogalehrerin und Coach sowie meine aktive Mitgestaltung der Transition Town Bewegung in meinem Bezirk.

Mein größer Meilenstein? Definitiv die Systemische Ausbildung bei Jörg Pannenbäcker! Ich habe noch nie so viel über mich, die Welt und Beziehungen gelernt, wie in dieser Zeit. Yoga habe ich jahrelang praktiziert. Die Vorstellung Yogalehrerin zu sein, war zu schön und zu weit weg, um wahr zu sein. Ich war Politologin, weit entfernt von meinem Körper, Spiritualität, wohlwollenden Arbeitsgemeinschaften und Seelenarbeit. Mein Partner hat mich motiviert, den Yogischen Teil meiner Identität zu leben und die Ausbildung zur Yogalehrerin zu absolvieren.

Als es dann soweit war, fühlte es sich völlig selbstverständlich an und ich fing schon während der Ausbildung an zu unterrichten. Ab dann ging es ganz schnell. Der Weg war klar, wenn auch nicht immer leicht. Nun verdiene ich mein Geld mit dem was ich täglich tue, mit meiner Berufung, unterrichten und coachen. Mein erster Auftrag war ein Kurs im hiesigen Stadtteilzentrum. Es fühlte sich gut an persönlich und direkt Geld für meinen Unterricht von jemanden überreicht zu bekommen. Zuvor kannte ich das so nicht. Ich würde von einer Behörde entlohnt. Hier entscheidet sich eine Person konkret zu mir zu kommen und mich zu bezahlen. Diese Erfahrung brachte mich in einen sehr intensiven und wichtigen Prozess der Selbstwertschätzung.

Daria Czarlinska

„Wie viel bin ich mir wert? An dieser Frage bin ich unglaublich gewachsen.“

Gab es Hindernisse? Ja. Wenn man sich aus einem alten Leben, das nicht wirklich selbstbestimmt war, rausschält und damit langsam in die vollständige Selbstverantwortung hineinwächst, kann es nicht immer nur rosig sein. Die blinden Flecken stoßen einen schnell an Grenzen. Um diese zu überwinden bedarf es eines brutalen und sehr ehrlichen Reflexionsprozesses. Der kann weh tun, anstrengend sein, zum Aufgeben verlocken. Helfersyndrom, Opferhaltung und Verdrängung z.B. der Marktgesetze bringen einen nicht weiter. Mein Kämpfergeist und mein Ehrgeiz sind in diesem Prozess erst wirklich zur Entfaltung gekommen. Ich weiß, dank Yogapraxis und Coachingausbildung, dass es durch jede Blockade einen Weg gibt. Die eigene Bereitschaft immer wieder die gemütliche Komfortzone zu verlassen sowie hoffnungsloser Optimismus sind meine Grundlage, um Hindernisse als Herausforderungen wahrzunehmen.

Meine schlimmste Situation jedoch war: Meine Tochter ist schwer krank geworden und ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Dieser Monat des Bangens, der 100% Aufmerksamkeit für meine Tochter, 24 Stunden am Tag Krankenhaus, war der schlimmste, den ich bis jetzt erleben durfte. In dieser Zeit bin ich mit meiner Tochter, aber auch mit meinem Partner stark zusammengewachsen. Wir haben uns gut gestützt, waren sehr nah beieinander, es war harmonisch. Mir ist bewusst geworden wie stark ich wirklich sein kann. Wieder zu Hause angekommen kam dann das Tief. Ich war völlig ausgelaugt. Mit der Körperarbeit habe ich wieder den Kontakt zu meiner Lebenskraft bekommen und etwas ganz wichtiges gelernt: Ich und mein Körper hatten meiner Tochter viel Schmerz abgenommen. Dieser musste raus, damit ich wieder ich sein konnte. So vertiefte sich mein Bewusstsein für die Wechselwirkung zwischen Körper und Geist und die Wichtigkeit unseres Körpers bei Veränderungs- und Wachstumsprozessen.

Die Angst vor dem eigenen Tod macht mir keine Angst. Die Angst vor dem Verlust des Kindes, war jedoch die größte Angst, die ich bis jetzt erlebt habe. Sie hat mich beinahe verrückt werden lassen. Meditation und Konzentration war meine Rettung.

Daria bei der Meditation

Seitdem bin ich viel achtsamer geworden und höre noch mehr auf mein Bauchgefühl. Ich habe die Krankheit geahnt und mich von anderen von meinem Gefühl ablenken lassen. An erster Stelle steht mein Kind und unsere Gesundheit, nicht die Arbeit. Mein Körper gibt mir meist die Antworten, was mir gut tut und was nicht. Was wirklich gut tut fühle ich meist genau und klar. Schwierig wird es, wenn mir etwas nicht gut tut. Da steht mir mein Optimismus oft im Wege. Ich sage zu oft ja. Gleichzeitig gilt es bei schlechten Gefühlen genau zu prüfen, ob es wirklich die andere Person ist oder (m)ein Thema, das gerade sichtbar wird und unbequem ist. Im Allgemeinen, wenn ich mich entscheide, was ich tue, stelle mir oft die drei Fragen: Macht es Sinn? Gehört es zu mir? Steht es jetzt an?

Seit der Krankheit meiner Tocher setze ich ganz auf Prävention in Form von Achtsamkeit und Ausgleich: Gesunde Ernährung, genügend Schlaf, regelmäßig Bewegung und Naturbezug. Lieber schraube ich einen Tag ganz runter als einen Tag angeschlagen durchzuziehen und dann doch 1 Woche krank zu sein. Das gilt auch für meine Tochter. Wenn sie nicht 100% fit ist, verlebe ich mit ihr einen Tag voller guter Dinge und dann ist sie am nächsten Tag wieder voller Lebensenergie und kann in die Kita. Seit ihren zwei Operationen an der Lunge sind bereits 2 ½ Jahre vergangen, in denen sie nicht mehr krank war. Sie selbst ist übrigens nun 5 Jahre jung und hat durch diesen Schock ein gut ausgeprägtes Bewusstsein für ihre Gesundheit entwickelt.

Warum glaubst Du, erlebt jeder von uns diese schwierigen Zeiten?

Es ist das Gesetz der Dialektik. Wachstum und Demut können so erfahrbar werden!

Ausblick auf die Berge

Was berührt Dich?

Liebe in allen Fassetten!

Aufstellungsarbeit mit kraftvollen Stellvertretern!

Meine Arbeit mit Menschen!

Was waren deine bewegendsten Momente in deinem Leben?

Auswanderung aus Polen 1982, Ankunft am Bhf. Zoo in Berlin, unsere Eltern holten uns nach 4 Monaten Trennung ab.

Verliebt 1. 2. 3.

Australien 2004

Tanzen Tanzen Tanzen 1986 – 1999

Systemische Ausbildung 2010

die Geburt meiner Tochter am 1.1.2011

Was vermisst du und macht dich auch traurig?

Vermisst wird: Vertrauen – traurig macht mich: Gewalt

Was findest du ganz wundervoll?

Kinder!

Was sind noch so persönliche Baustellen?

Unser Garten. Bewusster Beziehungen genießen und pflegen. Radikale Vergebung ist ein dickes Brett. Die liebe Altersvorsorge.

Was wünscht du dir noch?

Stille.

Was hast du als nächstes vor?

Gong spielen für Hochsensitive Menschen und Hochzeitspaare.

„Alles ist relativ!“
sagte Einstein (und er hatte verdammt recht).